
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts des 11. Jahrgangs zum Thema „Geschichte der DDR“ berichtete Herr Dr. Hans-Jürgen Grasemann von seiner Arbeit als stellvertretender Leiter und Sprecher der Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter in den Jahren 1988 bis 1994 und beantwortete danach Fragen der Schüler und Schülerinnen.
Dabei ging er vor allem auf Schicksale von Menschen ein, die bei einem Fluchtversuch aus der DDR verletzt oder getötet wurden. Aber auch Beispiele der politischen Justiz in der ehemaligen DDR und hier insbesondere der Fall eines oppositionellen Schulleiters in Weimar, der auf Anweisung der Partei nach einem Schauprozess zum Tode verurteilt wurde, löste unter den Schülern Entsetzen aus. Der große Einfluss der Stasi (Ministerium der Staatssicherheit) auf das Leben vieler DDR-Bürger wurde an anschaulichen Beispielen erläutert. Einen Schüler interessierte hier insbesondere, ob die Menschen in der DDR von den Minenfeldern und Selbstschussanlagen gewusst hätten. Dr. Grasemann berichtete, dass die DDR-Bürger durch Westfernsehen und durch Gerüchte von den Sicherungsanlagen erfuhren, allerdings wurden genaue Informationen von der DDR-Regierung natürlich nicht publiziert. Angelehnt an einen Fall, bei dem eine Schülerin als Inoffizielle Mitarbeiterin angeworben wurde, wollte eine Zuhörerin wissen, ob man sich weigern konnte für die Stasi Berichte zu schreiben. Hierbei wurde deutlich, dass viele entweder aus Angst oder in dem Bewusstsein handelten, ihren Staat schützen zu müssen und deshalb zur Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit bereit waren.
Der Vortrag von Herrn Dr. Grasemann löste bei den Schülern und Schülerinnen Betroffenheit aus. Das Ziel dieses Zeitzeugen, dass sich die junge Generation über ihre Freiheit bewusst wird und die Demokratie zu schätzen weiß, wurde jedenfalls erreicht.
Martina Funke-Bräuer