Wie Salamis in Trompeten und gemeine Spitznamen   

Wie kommt man eigentlich dazu, einen Roman über Mobbing zu schreiben? Muss man dafür erst einmal selber in so eine Situation kommen? Tatsächlich berichtete die Autorin Kia Kahawa zu Beginn ihrer Lesung über ihre eigene Kindheit und Jugend, die nicht immer leicht für sie war. 

Ihr Roman „Nachklang der Hoffnung“ gliedert sich in zwei Erzählstränge rund um zwei Jugendliche, die sich nicht kennen, aber ihre Leben gegenseitig beeinflussen:  – wir haben Einblick in die Welt des 16-jährigen Marlon, der selbst beim Mobbing mitwirkt, lernen aber auch die 15-jährige Alenia kennen, die von ihren Mitschüler*innen gemobbt wird. 

Marlon geht auf ein Musikinternat. Er ist unzufrieden mit seinem Leben – dies nicht nur, weil er sein Instrument und seine strenge Mutter nicht gernhat, sondern auch, weil er keine Freunde hat. Als dann der beliebteste Junge der Schule ihn dazu auffordert, einer anderen Mitschülerin – Alenia – eine Salami in ihre Trompete zu stecken, um als Dank in die beliebte Schulband aufgenommen zu werden, lässt Marlon sich darauf ein. Er möchte dazugehören – wie Alenia auch -, nimmt dafür aber in Kauf, andere zu drangsalieren. 

Die hochbegabte Alenia wiederum wird von ihren Mitschüler*nnen gemobbt. Daher geht sie ungern in die Schule. Freche Sprüche, gemeine Spitznamen und unangemessene Kommentare gehören zu ihrem Schulalltag. Nach einiger Zeit macht sie sich daher selbst Vorwürfe. Fragen wie: „Was, wenn ich der Fehler bin?“, „Was, wenn die anderen Recht haben?” gehen ihr durch den Kopf. 

Ganz ohne Scham erzählt Kia Kahawa dem 9. Jahrgang, dass auch in ihrer Trompete einmal eine Salami steckte, sodass sie bei einem Vorspiel nicht antreten konnte. Auch sie hat die Erfahrung machen müssen, die sie ihrer Hauptfigur Alenia zumutet. 

Doch in ihrem Roman entwickeln sich auf überraschende Weise beide Figuren – Alenia und Marlon –, denn „nicht alle Mobber*innen sind gleich Monster. Auch viele der Mittäter*innen wollen einfach nur dazugehören“, so Kahawa am Ende ihrer eindrücklichen Lesung.  „Wichtig zu wissen ist, dass jede Art von Mobbing große Konsequenzen für das Leben des Opfers haben wird. Mobbing prägt ein Leben lang“, so Kahawa weiter. Dass sie selbst trotz jener schmerzlichen Erfahrungen selbstbestimmt ihren eigenen Weg gehen konnte, zeigt sie eindrucksvoll mit ihrer eigenen Biographie, zu der sie in erfrischend offener Weise Fragen der Schüler*nnen beantwortet hat: „Manchmal muss man lachen, weil es nicht traurig genug ist, um zu weinen“, stellt sie in ihrer spritzigen Art klar. Warum sie schreibe, lautete die Frage Kaspar Berns‘ an die Autorin; „Weil ich es kann“ lautete die einfach ehrliche Antwort. Wie sie selbst mit den schmerzhaften Erfahrungen in ihrer Jugend umgegangen ist und ob sie sich mit der Hauptfigur Alenia identifiziere, interessierte Arwin Khabbazian. Wie Alenia litt auch die Autorin unter Depressionen, Übergewicht und Versagensängsten. Sich den Themen stellen und selbst die Zügel in die Hand nehmen, lautet Kahawas Credo. Ein Vorsatz, den sie erfolgreich und mit merklich viel Freude an der Sache umsetzen konnte.

Vielen Dank, liebe Kia Kahawa, für die gelungene Lesung! 

Anna Pahlke, Luzie Ventker